Wagenhallen, Stuttgart
Maßgeschneiderte Sanierungslösung mit Pilotcharakter
Sämtliche INDU LIGHT Kompetenzen von Bestandsanalyse über Planung, Entwicklung, Produktion und Montage waren gefordert, um die maßgeschneiderte Sanierungslösung für die Dachoberlichter der denkmalgeschützten Wagenhallen in Stuttgart zu realisieren. Unter besonderer Berücksichtigung von Statik, Brandschutz, Schallschutz und Energieeffizienz wurde eine einzigartige Hybridkonstruktion für ein einzigartiges Kulturzentrum entwickelt.
„Wir brauchten einen Partner, der offen für Entwicklungen ist“, beschreibt der projektleitende Architekt Michel Casertano aus dem Atelier Brückner die Anforderungen an die Dachoberlichter bei der Sanierung der Wagenhallen in Stuttgart. Nicht ein spezifisches Produkt stand im Fokus, sondern die Lösungskompetenz und vor allem die Bereitschaft, sich einer fast unlösbaren Aufgabe zu stellen. Wie üblich bei besonderen Herausforderungen, hat INDU LIGHT Geschäftsführer Felix Schweizer dieses Projekt zur Chefsache gemacht: „Uns war klar, die wollen von uns etwas, was es bisher nicht gibt. Immer wenn wir so angesprochen werden, fühlen wir uns natürlich herausgefordert. Wir haben zahlreiche Ideen entwickelt und Zeichnungen gemacht. Wir haben daran gearbeitet, Lichttransmissionswerte, Schalldämmwerte, U-Werte in Einklang zu bringen. Und gleichzeitig konstruktiv das Gewicht so zu reduzieren, dass es zur Statik des Gebäudes passt.“ Entstanden ist in intensivem Dialog zwischen Architekten und Hersteller ein neuartiges Dachoberlicht: eine gewichtsoptimierte Hybridlösung aus Polycarbonat und Glas in Verbindung mit einer fahrbaren Beschattung – eine maßgeschneiderte Entwicklung, die sich künftig auch auf ähnliche Sanierungsprojekte übertragen lässt.
Aus Lokomotivhalle wird Kulturzentrum
Die Wagenhallen wurden im Jahr 1895 für die Instandsetzung von Lokomotiven gebaut. In den 1930er Jahren sind viele Bürobereiche dazugekommen. Im Lauf des 20. Jahrhunderts wurde das Gebäude nicht mehr für Lokomotiven gebraucht, sondern diente als Unterstand von Bussen. Bis in die 1980er Jahre wurde es als Lager genutzt. Und dann haben Künstler diesen Ort entdeckt, sind eingezogen und haben das Gebäude vor dem Abbruch bewahrt. Inzwischen sind „die neuen, alten Wagenhallen eine große und bedeutende Kultureinrichtung in unserer Stadt“, schwärmt Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn. Der Kulturbetrieb umfasst einen großen und kleinen Veranstaltungsraum sowie Gastronomie mit insgesamt 4.000 Quadratmetern. Der Kunstverein bietet Raum für Ausstellungen und 80 Künstlerateliers. Und auf 450 Quadratmetern lädt eine Tanzschule zum Tango. Diese neuen und sehr unterschiedlichen Nutzungen stellen komplett andere Anforderungen an eine Halle, die vor mehr als 120 Jahren als Kalthalle errichtet worden war.
Spuren der Geschichte sichtbar machen
Ziel der Architekten war es, den ursprünglichen Charakter der Lokomotiv-Remise zu erhalten, Struktur, Materialität, Atmosphäre herauszuschälen und die verschiedenen Zeitschichten sichtbar zu machen. „Für uns ist das Gebäude wie ein Exponat. Veränderungen, die im Laufe der Zeit entstanden sind, analysieren wir sehr genau und entwickeln dann ein Konzept, um diese alten Nutzungen mit den neuen Nutzungen in Einklang bringen“, erklärt Architekt Michel Casertano. „Wir haben nicht alles in den Zustand von 1895 versetzt, sondern all die Spuren, die das Gebäude kennzeichnen, beibehalten und herausgearbeitet.“
Tageslicht schafft Raumqualität
Im Gegensatz zu den Außenwänden, die weitgehend erhalten und ertüchtigt werden konnten, musste die komplette Dachhaut aus energetischen und auch aus statischen Gründen ausgetauscht werden. In den 1960er Jahren war das Dach komplett mit Leichtbetonplatten erneuert worden. Die wurden durch die Architekten entfernt, um die Struktur mit den charakteristischen Oberlichtern wieder erlebbar zu machen. Diese Oberlichter waren ursprünglich von wesentlicher Bedeutung für die Lokomotivhalle, um die Reparaturplätze mit Tageslicht zu versorgen. Das Gebäude besteht aus vier Haupthallen, in denen Lokomotiven repariert wurden. Über eine zentrale Halle mit einer radialen Schiebebühne wurden die Lokomotiven in die anderen Hallen verteilt. Im Bereich der Schiebebühne gab es in jeder zweiten Achse Oberlichter, in den Reparaturhallen in jeder Achse ein Dachoberlicht. Genauso haben die Architekten das Gebäude wieder rekonstruiert und die historische Setzung der Oberlichter mit den zukünftigen Nutzungen in Deckung gebracht, denn – so schildert Michael Casertano vom Atelier Brückner seinen Eindruck: „Die räumliche Qualität der Hallen wird durch diese Oberlichter bestimmt: durch das Licht, das von oben kommt.“
Berücksichtigung komplexer Anforderungen
Die Anforderungen an die neu zu entwickelnden Oberlichter waren komplex. Sie mussten den Veranstaltungsbereich verdunkeln können und zugleich – aufgrund des bestehenden, historischen Tragwerks – leicht sein. Sie sollten auch schallschluckend und wärmedämmend ausgebildet werden mit nicht zu hohem Wärmeeintrag. Nicht zuletzt mussten sie den hohen Anforderungen an den Brandschutz Rechnung tragen. Die Veranstaltungsbereiche haben hochinstallierte Deckenfelder. Statisch waren Deckenheizplatten und Lüftungselemente zu berücksichtigen. Um all das mit dem 120 Jahren alten Stahltragwerk aufzunehmen, galt es, mit INDU LIGHT eine leichte und zugleich leistungsfähige Konstruktion für die Dachoberlichter zu entwickeln. Reine Glasoberlichter wären zu schwer geworden. So wurden für die verschiedenen Veranstaltungsbereiche des neuen Kulturzentrums jeweils individuelle Tageslichtlösungen konzipiert.
Neuentwicklung individueller Sonderlösungen
Aus Gewichtsgründen wurde für den größten Hallenbereich der Künstlerateliers mit opalen Polycarbonatoberlichtern von INDU LIGHT eine gute Lösung gefunden. Die blendfreien Dachoberlichter Skyline bieten optimale Bedingungen für kreatives, künstlerisches Arbeiten. Im Bereich der Versammlungsstätte wurde im unteren Bereich eine Verglasung aufgedoppelt. Mit dieser mehrschaligen Hybridentwicklung konnten ein Optimum aus U-Wert, Gesamtenergiedurchlass, Lichttransmission, Brandschutz und Gewichtsreduktion realisiert und ein Schalldämmmaß von 38 dB erreicht werden. Ein besonderes Element ist die integrierte, verfahrbare Verschattungsanlage ELS sunbloc von INDU LIGHT in Teilbereichen der Veranstaltungshalle. Über alle Bereiche sind leistungsfähige RWA-Geräte vom Typ Draco-vent in die Lichtbänder integriert. In den Küchenbereichen wurden zudem hocheffiziente Lüftungsauslässe von INDU LIGHT installiert. Diese Geräte warten mit einer enorm großen Lüfterleistung auf und wirken trotzdem relativ filigran im Gebäudekomplex. Die Werkstätten des seitlichen Anbaus aus den 1960er Jahren werden über satteldachförmige Lichtbänder mit wärmedämmender, objektbezogen hergestellter Polycarbonat-Verglasung belichtet. Und die Tangoschule erhält atmosphärisches Tageslicht über das Dachoberlicht Shedline mit südseitigen Dunkelfeldern als Schutz vor Wärmeeintrag durch Sonneneinstrahlung.
Architekt und Hersteller im Dialog
Mit einem differenzierten Materialkonzept für die Dachoberlichter und zahlreichen Sonderlösungen konnten die komplexen Anforderungen für die neue Nutzungsvielfalt erfüllt werden. Am Ende dieses intensiven Entwicklungsprozesses gehört das letzte Wort den Architekten: „Die Firma INDU LIGHT hat sich getraut und sehr engagiert. Erst im Lauf der Planung wurden alle Herausforderungen erkennbar. Wir sind mit INDU LIGHT einen sehr konstruktiven Weg gegangen, auch in Phasen, wo es nicht einfach war. Am Ende haben wir das gemeinsam sehr gut gelöst.“
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